Klaus D. Rudack

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Das Gutachten

Das Gutachten


Die Mitte des Jahres war längst überschritten. Der Hochsommer brachte Wärme, wir dachten kaum an den letzten harten Winter zurück. Denn wir waren uns sicher, dass der nächste Winter uns vorbereitet treffen würde. Wohlige Wärme, heisses Wasser war das Ziel und sollte der Erfolg unserer Planungen sein.

Der Sommer hatte seinen Zenith überschritten. Wir wussten jetzt alle mit unserer defekten Heizung um zu gehen. Die aus HT-Rohren zusammengebaute Abwasserleitung, die das Tropfwasser in das Waschbecken leitete, verhinderte meistens die Überschwemmung des Kellers - wenn sie nicht verrutscht war. Wir waren geübt in der Handhabung des Sicherheitventils zur Druckregulierung. Aber lästig war es schon.

Der Gutachter war gegangen - es schien uns bald wie vor langer Zeit. Einige Telefonanrufe erreichten ihn nicht - nur eine genervte Bürokraft, die immer versprach, ihn zu benachrichtigen. Wenn er so viel zu tun hat, muss er ja gut sein - dachten wir (noch). Wir begannen zu rechnen. Der Winter wird meistens im Januar/Februar härter. also sollten die Arbeiten gegen Ende Dezember fertig sein. Streichen wir den Dezember, wegen Advent und Weihnachten, so war der Fertigstellungstermin Ende November.

Der Juli ging vorbei, der August kam - und mit jedem Tag wurde die Ungeduld größer. So groß, dass wir dem Gutachter eine Frist setzten, nach deren Ablauf wir zurücktreten wollten. Das half.

Mitte August bekamen wir dann die Mitteilung, dass das Gutachten fertig sei und es uns vorgestellt werden würde. Freunde. So erschien der Gutachter mit seinem "technischen Beauftragten" (so betitelte er sich selber auf die Frage nach seiner Position im Unternehmen), um uns das lang ersehnte Gutachten, das die Weichen für die energetische Zukunft stellen sollte, vorzulegen und zu erklären.

Vorweg sagte der Gutachter, das Buch in der Hand haltend, dass dies viel Zahlenmaterial enthielte, welches eigentlich nur für einen Fachmann gedacht sei. Er würde dann versuchen so gut es geht, uns das zu erklären. Noch mehr Freude.

Wir hatten bei unseren Besuchen bei den Referenzbauten schon die Gutachtenbücher gesehen. Nun hatten wir endlich selber eins. DIN-A4-groß, mit blauem, festen Einband, 87 Seiten stark, mit vielen Tabellen, Skalen, Berechnungen und Bildern. Hier lag nun die Zukunft unseres Hauses vor uns - wir mussten sie nur noch raus holen.

14 Kapitel waren zu besprechen:

Energieberatungsbericht, bauliche Maßnahmen zur Gebäudesanierung, Nachweis Energieeffizienhaus, U-Werte, Detaillierte Erfassung des Gebäudes, Abfallentsorgung, Amortisation, Förderprogramme, Energiebilanz, Fotodokumentation, Wärmebrücken, Solarsimulation, Stromeinsparberatung und Schlusswort.

Wir jubelten. Das war's doch.

Der Gutachter fasste dann sein Ergebnis zusammen: er schlug eine Luft-Wasser-Wärmepumpe vor, neue Fenster, Dämmung der Wände - und keine Arbeiten am Dach. All dies kalkulierte er nach üblichen Kosten mit fast 90.000 €. Wir jubelten etwas leiser.

Gut, wie sollten wir das machen. Wir brauchten ja Firmen, Handwerker, Material und Geld. Aber auch hier wusste der Gutachter Rat. Als Gutachter sei er ja neutral und unabhängig. Aber da er um die Hilflosigkeit der Bauherren wisse, habe er auf den Namen seiner Frau eine Baubegleitungsfirma gegründet. Er würde dann, sollte er den Auftrag von uns bekommen, die Ausschreibungen veranlassen und die Baubegleitung durchführen. Somit wäre sicher gestellt. dass die Gewerke in richtiger Reihenfolge arbeiten könnten und wir zumindest mit der Heizung vor dem Winter im Warmen sässen. Das hörte sich alles sehr gut an.

Der aufmerksame Leser hat jetzt vielleicht schon ein leichtes Runzeln auf der Stirn. Ein neutraler Gutachter überwacht die von ihm vorgeschlagenen Baumaßnahmen! Hmm.